Sprachkurs als klassisches Drama

Zurzeit bin ich in doppelter Mission unterwegs. Ich lerne einen Diveguide an, dessen Englisch genau genommen lediglich aus „Thank you, Miss“ besteht. Vielleicht sagt er auch „Madam“, da bin ich mir gerade nicht sicher, zudem fühle ich mich ja mehr wie eine Miss als eine Madam, aber es ändert im Groben ja nix, wie das dritte Wort seines Vokabelschatzes nach dem „M“ nun weitergeht.

Für mich heißt das: Ich rudimentiere ich mein ohnehin schon sehr indonesisches Englisch noch weiter. Es reicht, wenn Sätze zwei Wörter haben, und das ist schon recht viel. Auf mindestens einen Begriff des Zwei-Wort-Satzes sollte man zeigen, den anderen im besten Falle pantomimisch nachmachen können. Unter Wasser klappt es ganz hervorragend mit der Verständigung, an Land, nun ja, nennen wir es optimierbar. Immerhin schlägt sich dieser sprachlose Balinese trotz diverser Nickeligkeiten meinerseits, derer ich mich dank Lehreramtes verpflichtet sehe, doch sehr wacker und führt brav aus, was ihm gestisch aufgetragen wird.

Im Pool allerdings sackte er heute mit Bleigurt unter die Wasseroberfläche; vermutlich war mein zuvor vorgeführtes „So wird es gemacht“-Ballett nicht ausdrucksstark genug, um ihm klarzumachen, dass er den einzigen Auftriebskörper, den er bei dieser Übung hat, auf jeden Fall nah am Körper halten muss, weil es sonst nach unten zu den Kacheln geht. Und da ist ohne Atemregler doch recht wenig Luft verfügbar. Er hielt das Tarierjacket, das in diesem Fall der Auftriebskörper war, dann allerdings so richtig schön weit von sich weg. Panik in den Augen, strampeln, schnaufen; langsam zogen ihn die fünf Kilo Blei um die Hüften nach unten.

Meine Ansage danach möge man sich folgendermaßen vorstellen: Ich im tropfendnassen Taucheranzug an Land stehend, das Untergehen theatralisch nachspielend (dank meines Studiums dramaturgisch selbstredend äußerst durchdacht), dann mit übertriebener Geste den Bleigurt greifend „Weightbelt!“), von mir abreißend und weit von mir streckend und das Fallenlassen andeutend („Drop!“). Ein nach allen Regeln der Kunst (Auf das Nomen zeigen, das Verb nachspielen!) präsentierter Zwei-Wort-Satz mit Elementen des klassischen Dramas.

Meiner Darbietung zum Trotz: Die Regel, dass man im Falle des Untergangs immer zuallererst das Blei abwirft, ließ ich dann doch noch mal ins Indonesische übersetzen.