Diskutieren, schlafen, diskutieren, Boot retten

So, jetzt erstmal Füße hochlegen! Okay, in diesem Fall sind es die meinigen. Das Konzept an sich ist aber sehr balinesisch. Foto: cku

So, jetzt erstmal Füße hochlegen! Okay, in diesem Fall sind es die meinigen. Das Konzept an sich ist aber sehr balinesisch. Foto: cku

Nach dem Kenter-Abenteuer und meinem an dieser Stelle erfolgten Lobgesang auf die Hilfsbereitschaft der Balinesen, nun der zweite Teil der Geschichte. Kaum war das Bötchen leergeschöpft und vertäut, der letzte Kaffee ausgetrunken, da legte sich die gesamte Helferschar von mir unbemerkt darnieder. Diese Anstrengung! Da muss man sich doch erstmal ausruhen, nachdem man in der Gruppe alles haarklein durchdiskutiert hat. Diskutiert wird hier übrigens gerne, über alles. Eine Ansage und dann eine direkte Umsetzung gibt es höchst selten, es muss halt erstmal drüber geredet werden. Es funktioniert auch nicht, dass nur eines der Mädels ein Zimmer sauber macht. Es müssen immer drei dabei sein, sonst fehlt ihnen die Gemeinschaft.

Als ich eine gute Stunde nach dem Untergang aufs Meer blickte, wunderte ich mich: Das Bötchen lag parallel zu den Wellen statt fest am Seil, eine Seite am Ufer, die andere überflutet im Wasser. Nicht gut.

Einer der Herren Bootsleute schien sein Nickerchen beendet zu haben. Er schaute mir, die ich um das Boot herumstapfte, interessiert zu und erhob sich dann langsam, als ich ihn zu mir winkte. „Kapal tidak bagus“, sagte ich mit meinem Brocken-Indonesisch. „Das Boot ist nicht gut.“ Man blickte erst mich fragend an, dann das Boot, das traurig voller Brackwasser tief im Meer hing. Doch, doch, das sei völlig normal so, alles okay, versicherte man mir und signalisierte mit Zeichensprache, dass der Tidenhub schon dafür sorgen würde, dass das Boot wieder anständig im Wasser läge. Wie Ebbe und Flut allerdings dafür zuständig sein könnten, dass das Boot leergeschöpft wird, sagte man nicht.

Ich tat also, als gäbe ich mich mit dieser doch recht kreativen Erklärung zufrieden, nickte und verschwand um die Ecke, um von dort aus belustigt das folgende hektische Treiben zu beobachten. Der Bootsmann weckte, kaum war ich außer Sicht, aufgeregt seine Kollegen; gemeinsam diskutierte man laut, lief zum Boot, lief drumherum, diskutierte weiter und warf die Arme in die Luft. Um dann mit vereinten Kräften dafür zu sorgen, dass das zum zweiten Mal havarierte Schiffchen an Land aufs Trockene gezogen wird.

Selbiges Bötchen, so erfuhr ich später, hatte sich, während ich tauchen war, einige Tage zuvor ebenfalls während einer Nickerchenzeit selbstständig gemacht und trieb munter Richtung Java, während man im Bootshaus schnarchte. Entdeckt hat das Ganze eine Besucherin, die ein Foto von sich machen ließ und sich dann wunderte, dass auf dem Meer, vor dem sie posierte, ein Blechboot mutterseelenallein vor sich hinschaukelte.

Es ist Bali. Und es ist lustig. Mit dem Perfektionismus des echten Lebens braucht man hier nicht anzukommen, man muss das Ganze gelassen sehen und sich darauf verlassen, dass am Ende immer alles gut ausgeht. Ist es bisher auch. Sich aufzuregen, kostet nur Energie. Im Zweifel waren es sowieso die Dämonen, die da Schabernack trieben, und nicht etwa schlecht gebundene Knoten.

Ach ja: Ich habe zur Sicherheit noch mal ein Räucherstäbchen angezündet. Aufs Meer werde ich ja noch öfter rausfahren, und sicher ist sicher, nicht, dass da wieder irgendein Dämon mit an Bord ist. Vielleicht sollte ich auch eines neben der Steckdose aufstellen, in der ich gestern die Taschenlampe für die im Dunkeln Angst habende Security laden wollte – und dank eines heftigen Stromschlags schreiend und durchgekribbelt zurücksprang. Bali will’s echt wissen.