Redundantes Wunschdenken

Einzig die Zeit begrenzt die Wünsche. Das ist das Dilemma klarer Nächte. Mit dem Rücken auf Beton liegend, den die Sonne des Tages zum Nachtspeicherofen gemacht hat, ist der Blick frei für das Wesentliche. Das Meer rauscht von hinten, brummt und kracht und wellenschäumt sich unaufdringlich zur geliebten Geräuschkulisse zusammen, ohne sich in den Vordergrund spielen zu müssen, weil es weiß, dass es da ohnehin schon ist. Immer.

Die Magie der Nacht, mit gischttosender Akustik, spielt sich am Himmel ab, dem schwarzen Dach, von dem die Sterne fallen wie von einer Wunderkerze die Funken. Und da liegt das Problem: Die Sterne schnuppen am laufenden Band; es ist nicht möglich, sich so schnell spontan etwas zu wünschen wie die Lichtschweife durchs All sausen. Das Wunschdenken hinkt der Zeit hinterher, die ihm bleibt.

Man könnte sich natürlich ein Wunscharsenal auf Vorrat anlegen, um parat zu haben, was gedacht werden soll, wenn wieder ein Stern auf Reise zu fliegen gedenkt.

Berechnung vs. Bauchgefühl – willkommen im Ring. Ich bin Team Bauchgefühl, grundsätzlich und in allen Lebenslagen, und will mir keinen abzuarbeitenden Wunschzettelberg bereitlegen. Daher wünsche ich mir panisch oft etwas, was ich schon vorher gewünscht habe, weil mir auf die Schnelle einfach nichts anderes einfällt, es aber auch nicht riskieren will, eine Wunschmöglichkeit verglühen zu lassen, ohne ihr gedanklich etwas mit auf den Weg zu geben. Viel hilft viel, das halte ich ohnehin für ein gutes Konzept, und so ein bisschen Redundanz hat noch keiner Sternschnuppennacht geschadet.

Ruft er sieben Mal, bringt es Glück. Foto: cku

Ruft er sieben Mal, bringt es Glück. Foto: cku

Glück soll übrigens bringen, behauptete neulich jemand, wenn ein Gecko sieben Mal hintereinander seinen typischen „Gäkkkkkkoooo“-Ruf ausstößt. Ich zählte mit, bis acht. Nun gab es aber keine Erklärung, ob acht Mal „Gäkkkkkoooo“ noch mehr Glück bringt als sieben Mal oder womöglich einen gegenteiligen Effekt bewirkt. Acht ist meine Lieblingszahl, insofern werte ich das als gutes Zeichen, freue mich über das angegeckote Glück und gucke noch ein bisschen nach oben, ein derart unruhiges Meer im Hintergrund, dass es trotz iPods auf voller Lautstärke („Viel hilft viel“ gilt auch beim Aufdemrückenliegendmusikhören) durchrauscht, und werde unruhig, weil ich zu wenig Wünsche habe für all die Sterne, die mir da entgegenfliegen. Sonst habe ich aber keine Probleme.