Es ist wieder dunkel dieser Tage, sehr dunkel, und selbst das Meer bringt nur minutenweise Licht.
Dafür hat der Gecko, um dessen Wohlergehen ich mich sorgte, nach einer weiteren von mir servierten Gottesanbeterinnen-Mahlzeit offenbar genug Kraft gesammelt, um Freundschaften zu knüpfen.
Dass Bali alles daransetzt, es möglichst kompliziert zu machen für mich, ist übrigens einzig und allein die Schwester schuld. Das haben wir jetzt herausgefunden. Alles, was die Götter und Dämonen an ihr rächen wollen, übertragen sie nun offenbar mangels Reisefreudigkeit der Schwester auf mich als Blutsverwandte. Hat sie doch vor Jahren die von den Schwiegereltern in spe von einer Balireise mitgebrachten Masken angesichts deren Hässlichkeit (der Masken, nicht der Schwiegereltern), direkt im Mülleimer entsorgt. Klar, dass das weder Göttern noch Dämonen zusagt. Den weiteren Racheplan der streitlustigen Herrschaften werde ich durch Flucht vereiteln.
Apropos Flucht: Das Hausriff kann ich im Schlaf betauchen. Ich kenne jeden Korallenblock und jeden Stein. Heute musste ich mich zum Durchatmen und Bootechecken mal wieder versenken, und genau da war die blinde Orientierungsfähigkeit sehr hilfreich. Die Sicht unter Wasser betrug vielleicht 20 Zentimeter, und hätte ich nicht dank Kompasskurs gewusst, dass irgendwann ein Felsen kommen würde, wäre ich mit Sicherheit mit dem Kopf dagegen gekracht, vor- und zurückschwankend mit der Dünung. Man mag das nicht nachvollziehen können, aber selbst solche Tauchgänge sind irgendwie – gut. Oder nennen wir es beruhigend. Zwar am Ende nichts gesehen außer aufgewirbelter Sandkörner, die Boote nicht kontrollieren können, aber wieder etwas im Gesicht, das man mit ein bisschen gutem Willen als Grinsen deuten könnte.