Zwischen den Felsen hängen leere Tüten Fertigkaffee, Kabelbinder und zerrissene Kleidungsstücke.
Am Strand liegt eine vollgesogene Matratze mit Blümchenmuster, deren Wassergewicht sie von Tag zu Tag tiefer in den Sand drückt.
Fischer werfen die Plastiktüten, in denen sie ihre Köder transportieren, achtlos vom Steg, auf dem die mit ihren selbstgebauten Angeln, meist sind es nur Nylonschnüre, stehen. „Es ist wirklich dreckig“, sagt ein einheimischer Hotelangestellter auf Bali. Dabei trinkt er Orangensaft aus einer winzigen Plastikflasche. Die wird bald ebenso im Meer landen wie Damenbinden, Pampers und Öldosen.
Es ist kein indonesisches Phänomen; die Weltmeere sind voll mit Müll. Der Vorschlag, die gereinigte Wäsche von Besuchern nicht in Plastiktüten, sondern in wiederverwendbaren Stofftaschen in die Zimmer zurückzubringen, stößt auf im Hotel Unverständnis, und im Supermarkt starrt einen die Kassiererin an, wenn man Plastiktüten ablehnt und stattdessen alles in eine mitgebrachte Tasche packt. Da liegt das Shampoo neben dem Schokoriegel – Skandal!
Sauber ist diese Region so schnell nicht zu kriegen; aber im Kleinen sollte man versuchen, Müll zu vermeiden, wo es nur geht. Da es keine Müllentsorgung gibt, werfen die Einheimischen ihren Abfall, sofern sie ihn nicht verbrennen und dabei gerne selbst samt ihrer Kinder im Plastik-Qualm stehen, in Straßengräben oder trockene Flussbetten. Ein Regenschauer, und alles wird ins Meer gespült. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Es gibt Tauchplätze, an denen starrten die Schüler entsetzt-fasziniert fast eine Stunde nur gen Wasseroberfläche, weil dort mehr Plastiktüten trieben als unten Fische zu sehen waren.
Bei jedem Tauchgang nimmt man Plastik mit an Land, wo es dann vermutlich mit dem nächsten Regen wieder dort hingespült wird, wo es gerade herkommt. Darf man in einem Land, in dem 7,5 Prozent der Menschen weniger als einen Dollar pro Tag zur Verfügung haben, den Einwohnern zum Vorwurf machen, dass sie sich nicht für die Umwelt interessieren, weil sie dafür sorgen müssen, das etwas zu Essen organisiert wird?
Für ganz Indonesien darf man das sicherlich nicht, Bali hingegen ist quasi die Perle des Wohlstandes; die Alphabetisierungsrate liegt mit 98 Prozent nur einen Prozentpunkt unter der Deutschlands. Allerdings hakt es in Sachen Umwelterziehung sehr. Ein gutes Projekt ist die Green School auf Bali; gegründet von einem Kanadier im Ruhestand, den Al Gores Film „An Inconvenient Truth“ so aufgewühlt hat, dass er etwas tun wollte.
In diesem Sinne: Ein bisschen Müllkunst zum Nachdenken. Aufgenommen innerhalb von drei Minuten am Strand: Day Of Debris. Oder auch: Drecksbali.
Zum elendigen Plastiktütendilemma gibt es einen guten Artikel des Surfermag. Mit erschreckenderen Bildern, als ich sie hier liefere.