Ach Oman, Du elendiger Betrüger!

Der Oman zeichnete sich bislang dadurch aus, anders als die anderen zu sein. Keine „Ich habe den Längsten“ schreiende Hochhaus-Architektur. Keine Ferrari-Maserati-Jaguar-PS-Show auf überbreiten Straßen. Keine gesichts- und seelenbefreite Kunststädte mit viel Glas und viel Gold. Das Sultanat war zurückhaltend; Oman als Synonym des Understatements, quasi das Hamburg der Golfstaaten. Und jetzt wirft dieses Land alle Bedenken über Bord und macht es den anderen nach. Der Weg kann nur ein falscher sein. So sein zu wollen wie andere – damit ist man nie gut beraten.

Derzeit wird im Oman ein Einkaufszentrum geplant, das eine Kunstschneehalle sowie eine Landschaft mit von Besuchern zu fütternden Pinguinen und ein großes Meerwasseraquarium enthält. Ernstgemeint. Leider kein Witz.

Die "Times of Oman" zeigt die Pläne für die neue Mall. Screenshot: Times of Oman

Die „Times of Oman“ zeigt die Pläne für die neue Mall. Screenshot: Times of Oman

Das ist ein Abklatsch Dubais, und schon dort ist es vollkommen unsinnig und ökologisch gesehen katastrophal. Niemand braucht Schnee in der Wüste. Niemand braucht Pinguine in der Wüste. Niemand braucht große Aquarien in der Wüste, die jene Tiere zur Schau stellen, die im Meer direkt vor der Nase leben (sollten). Haie gehören auch im Oman ins Meer, nicht hinter eine Glasscheibe. Sie zu zeigen, darf gerne Bestandteil der Landeskultur werden – dann aber bitte in der natürlichen Umgebung und nicht in Gefangenschaft oder auf dem Fischmarkt von Muscat, wo es immer mal wieder Hammerhaie in der Auslage gibt.

Das neue Aquarium soll 2,1 Millionen Liter Wasser fassen. Screenshot: Times of Oman

Das neue Aquarium soll 2,1 Millionen Liter Wasser fassen. Screenshot: Times of Oman

Der Oman, dieses wunderbare Land, an das ich mein Herz verloren habe, als ich dort lebte, macht mit seinen Plänen auf eine erschreckende Art sprachlos und begeht dieselben Fehler, die andere bereits gemacht haben. Sicherlich lockt es Touristen in die Wüste, die unbedingt mal bei 45 Grad im Schatten im Schnee toben wollen. Die Rochen hinter Glas betrachten möchten. Die nicht darüber nachdenken, dass das, was sie da tun, vollkommen deplatziert ist und niemandem nutzt außer kurzfristig den Investoren. Langfristig aber macht sich das Land mit dem wohl beliebtesten Staatschef der Welt selbst kaputt. Wenn man seine Seele für ein bisschen Ruhm verkauft, gibt’s vielleicht einen kurzen Höhenflug. Von ganz oben geht es dann aber nur noch in eine Richtung.

Ach, geliebter Oman. Ich fühle mich gerade ganz fürchterlich von Dir betrogen.

Wie schön der Oman ist, seht Ihr in meiner Bilderstrecke.