3Dives: Tauchlehrer verraten ihre Top-Divespots (4)

Seid Ihr auch immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Tauchplätzen? Diesen ganz speziellen Orten, an denen das Tauchen noch toller ist als ohnehin schon? Dann habe ich hier was für Euch: In der neuen Cormaris-Reihe “3Dives” stellen Tauchlehrer jeweils am 3. eines Monats ihre drei absoluten Lieblings-Tauchplätze vor. Die Profis verraten ihre Geheimtipps fürs Abtauchen und sagen, was man unter Wasser unbedingt gesehen haben sollte, und was die Plätze so besonders sein lässt.

Sofern vorhanden, verbirgt sich unter dem Tauchplatz-Titel übrigens ein Link zum einem Video, das den entsprechenden Spot zeigt.

Corinna

Corinna, tauchend vor Sipadan.

Heute zeigt Cormaris-Betreiberin Corinna Kuhs (PADI OWSI) ihre Lieblings-Dive-Spots.

Tauchplatz: Al Munassir
Land: Oman
Ort: Bandar Khairan

Tauchen an der Al Munassir ist immer ein bisschen Glücksache: Ist die Boje noch da, die das Wrack markiert? Wenn nicht, dann sind des Kapitäns Orientierungskenntnisse gefragt, der nichtsichtbare Fixpunkte anstarrt, das Boot zentimeterweise mal nach backbord, dann nach steuerbord navigiert und irgendwann behauptet, genau an dieser Stelle müsse man nun den Anker werfen. Wenn alles passt, ist es wieder so eine mysteriöse Seemannsorientierung, die man sich als Landmensch nicht erklären kann.

Wunderschön bewachsen: Die Al Munnassir im Oman. Foto: cku

Wunderschön bewachsen: Die Al Munassir im Oman. Foto: cku

Liegt er daneben, sind des Tauchers Suchtalente gefragt. In den trüben Wassern des Golfs von Oman, eher grün als blau, milchig von den zahlreichen Schwebeteilchen, ist das Wrack, dessen Aufbauten schon auf sechs Metern beginnen, ist an schlechten Tagen erst dann auszumachen, wenn man fast mit der Nase dranstößt. Ich habe schon 20 Minuten damit verbracht, im Unterwasser-Meeresnebel das Miststück zu suchen, um dann endlich die Boje zu schießen, um die anderen Tauchen aufzufordern, nachzukommen.

Das Wrack an sich ist ein Tauchertraum: Umgeben von so vielen Fischschwärmen, dass man mitten drin tauchen muss, um überhaupt etwas vom 2003 versenkten Transporter zu sehen, steht die Al Munassir  aufrecht und mit unzähligen Weichkorallen bewachsen auf Sandboden. Man kann durch den Frachtraum tauchen oder einfach nur drumrum. Immer sieht man an Deck eine etwa zwei Meter lange Netzmuräne, wenn man Glück hat, auch mal einen Adlerrochen übers Wrack fliegen – falls die Sicht es zulässt. Hinter der Brücke hat sich ein riesiger Stechrosen sein Zuhause gesucht – nicht erschrecken, wenn er beim Durchtauchen plötzlich ins Blickfeld schwimmt. Generell ist die Al Munassir leicht zu betauchen, an der tiefsten Stelle liegt das 84-Meter-Schiff auf 30 Metern. Da allerdings ein freier Abstieg teilweise bei Sichtweiten wie in deutschen Seen nötig ist, sollte man die Tarierung im Griff haben. Für Wrack-Profis gibt es enge Luken in den Schiffsbauch: Da kommt nur durch, wer sich vorher seines Tarierjackets entledigt.

Tauchplatz: Coral Garden
Land: Malaysia
Ort: Sipadan/Mabul

Ich mit einer der Sipadan-Schildkröten.

Ich mit einer der Sipadan-Schildkröten.

Sipadan gehört auf die „Bucket List“ eines jeden Tauchers. Von den Tauchplätzen rund um die Insel war schon Jacques Cousteau begeistert, und man muss sagen: zu recht. Am Tauchplatz Coral Garden wohnt eine gigantische Schule von Büffelkopfpapageienfischen. Es ist unbeschreiblich, wenn diese Tiere, die aussehen wie Relikte aus der Urzeit, zu Hunderten den Tauchern entgegenkommen und sie umrunden wie Radfahrer eine Verkehrsinsel bei der Tour de France. Einer der skurrilsten Momente meines Taucherlebens.

Was auf Sipadan noch unfassbar ist: Die Menge an Schildkröten. Sie sind überall, und an manchen Tauchplätzen ist man gar versucht, sie zur Seite zu schieben, um wenigsten ein bisschen von der Steilwand sehen zu können, die bis in 600 Meter Tiefe abfällt. Es gibt Haie, riesiges Jackfish-Schulen, die einem das Sonnenlicht nehmen, und bestenfalls wenige Taucher um einen rum: Die Zahl der Sipadan-Besucher ist pro Tag auf 120 begrenzt.

Tauchplatz: The Jetty
Land: Indonesien
Ort: Padangbai (Bali)

Klein-Klein gefällig? Dann ist Bali genau richtig. „The Jetty“ in Padangbai ist ein Paradebeispiel für das wunderbare Makroleben jenseits der Wasseroberfläche. Der ehemalige Kreuzfahrtschiff-Anleger ist nun das Zuhause von so skurril aussehenden Unterwasserlebewesen wie dem Lacy Scorpionfish, einem zottelig ausschauenden Verwandten der Drachenköpfe.

Sieht zottelig aus und wird selten gesichtet: Lacy Scorpionfish (Rhinopias aphanes). Foto: cku

Sieht zottelig aus und wird selten gesichtet: Lacy Scorpionfish (Rhinopias aphanes). Foto: cku

Es gibt Anglerfische, Steinfische, Schnecken in allen Farben, Formen und Größen, Gespenstermuränen und winzige Garnelen. Kurzum: ein Paradies für Makrofans. Man taucht zwischen den Pfeilern und sucht im teilweise schlammigen Untergrund nach den Kuriositäten des marinen Lebens. Der Tauchplatz ist durchgehend flach, allein Aus- und Einstieg sind wegen starken Bootsverkehrs mit Vorsicht zu genießen. Eine Boje ist  vor dem Aufstieg absolut Pflicht. Da es gelegentlich recht starke Dünung unter dem Jetty gibt, muss man unbedingt sicher tarieren können – sonst beschädigt man die Unterwasserwelt. Und – wie überall beim Jetty-Tauchen auf Bali – Vorsicht vor Angelhaken!

Corinna Kuhs betreibt diesen Blog.