Zehn gute Gründe, Düsseldorf zu besuchen (und zu mögen)

Warum man Düsseldorf gesehen haben muss? Weil die Stadt viel mehr ist als ihr Ruf, nur ein versnobtes Dorf rheinabwärts von Köln zu sein. Weil es ganz viel Grün, eine perfekte Rheinlage, moderne Architektur und tolle Kunst gibt. Und weil man nirgendwo sonst so viele Damen in Chanel-Jacken beim Kaffeetrinken beobachten kann. Zehn Gründe, warum man diese Stadt mit dem für Ausländer so schwierig auszusprechenden „Ü“ einfach mögen muss.

Der Rheinturm. Von fast überall zu sehen. Foto: cku

Der Rheinturm. Von fast überall zu sehen. Foto: cku

1. Die Lage. Wie schön Düsseldorf ist, lässt sich am besten erst einmal von ganz oben erkunden: Im Rheinturm kann man sich auf der Aussichtsebene in 168 Meter Höhe auf die nach außen gekippten Glasscheiben legen und quasi freischwebend die Stadt überblicken. Nichts für Höhenangstler, aber ein absolutes Muss – zumindest bei klarem Wetter. Unter anderem zu sehen ist, wie perfekt sich Düsseldorf an den Rhein schmiegt, der wie ein großer Wurm die linke und die rechte Stadthälfte voneinander trennt. Immer wieder schön: Düsseldorf von der linksrheinischen Seite aus anzufahren: Wer über die Rheinkniebrücke anreist, hat freie Sicht auf Rheinuferpromenade und Rheinturm. Da geht nicht nur echten Düsseldorfern das Herz auf. Wieder. Und immer wieder.

Schäfchen zählen. Auch dafür eignet sich Düsseldorf. Foto: cku

Schäfchen zählen. Auch dafür eignet sich Düsseldorf. Foto: cku

2. Rund um den Rhein. Da sind nicht nur die Rheinwiesen zum Grillen oder Hundeausführen. Sondern da ist der Hafen mit seinen außergewöhnlichen Gehry-Bauten und dem angrenzenden Rheinturm. Auf den kann man nicht nur drauf, sondern man kann an ihm aus der Ferne die Uhrzeit ablesen. Dazu stellt man sich abends am besten an das Rheinufer – zum Beispiel auf Altstadt-Seite in Höhe der Pegeluhr – und versucht herauszufinden, wie diese Leucht-Uhr des Rheinturms, die aus übereinanderliegenden Lampen besteht, funktioniert. Wer vor Einbruch der Dunkelheit an der Rheinuferpromenade ist, der stelle sich vor der geriffelten Bodenstruktur mit Gesicht zum Rhein auf. Das Pflaster ist so angelegt, dass, wenn man parallel dazu steht, meint, es habe echte Wellen. Im Sommer hat der Rhein tolle Strände zu bieten, zum Beispiel den Paradiesstrand am Medienhafen. Den erreicht man über die kleine Fußgängerbrücke des Hafens. Auf der anderen Rheinseite bieten sich die Rheinwiesen mit ihren Kiesbuchten bei Niederkassel und Lörick an – von da aus lassen sich auch die startenden Flieger des Airports Düsseldorf beobachten.

Von links nach rechts blickend: Die Oberkasseler Brücke eignet sich nicht nur als Fotomotiv. Noch besser: Drüberfahren und Düsseldorf bewundern!. Foto: cku

Von links nach rechts blickend: Die Oberkasseler eignet sich nicht nur als Fotomotiv. Auch gut: Drüberfahren und Düsseldorf bewundern!. Foto: cku

3. Das Grün. Was den New Yorkern der Central Park und den Münchnern der Englische Garten, ist für viele Düsseldorfer der zentrale Hofgarten. Aber ganz ehrlich? Wirkich groß ist das Ding nicht. Viel schöner ist der Volksgarten mit dem Südpark, dem Gelände der Bundesgartenschau 1987. Das Areal ist riesig, eignet sich zum Entengucken, Glassigehen, Inlineskaten, Drachensteigenlassen, Spielen, Joggen, Pausemachen, Leutebeobachten, Streichelzootierekuscheln, Kunstbewunden und Kaffeetrinken. Bekannt ist das Zeitfeld mit 24 riesigen Bahnhofsuhren von Klaus Rinke am Volksgarten-Eingang „Auf’m Hennekamp“. Im Park selbst sind viele andere Kunstwerke platziert, etwa eine Reh-Skulptur von Johann Robert Korn. Hingehen und entdecken. Macht nicht nur im Hochsommer Spaß.

Altstadt-Panorama mit dem  schiefen Turm der Lambertuskirche. Foto. cku

Altstadt-Panorama mit dem schiefen Turm der Lambertuskirche. Foto: cku

4. Die Altstadt. Jaja, die längste Theke der Welt und so. Gähn. Die Altstadt kann mehr als nur Ort für große Absturzabende zu sein. Kennt man vom Hörensagen oder von den Toten Hosen, muss man sich auch unbedingt mal anschauen. Wer es nicht so überlaufen und trunken mag, der schlendert tagsüber durch die teils winzigen Altstadt-Gassen und bewundert alte Häuser und die architektonische Meisterleistung zwischen Ratinger Straße und Carlsplatz. An letzterem gibt es wochentags einen tollen Markt, auf dem man sich zum Beispiel echten Düsseldorfer Senf abfüllen kann – umweltfreundlich auch in selbst mitgebrachte Gläser. Geöffnet ist der Markt montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 16 Uhr. Zum Feiern eignet sich die Altstadt natürlich ebenso – wer nicht in Junggesellenabschiede geraten will, sollte aber tunlichst die Bolker Straße meiden.

5. Die Cafés. Frühstücken lässt es sich in Düsseldorf ganz hervorragend. Zum Beispiel in der Zicke in der Altstadt: Leicht schrumpelig mit alternativem Charme gibt es eine große Auswahl. In Flingern gibt es im Café Hüftgold leckere Kuchen. Und in Bilk sind meine persönlichen Favoriten das winzige „Süße Erinnerungen“ neben dem Metropol-Kino auf der Brunnenstraße und das Ugly Deluxe, das übrigens nicht nur gutes Frühstück, sondern auch eine gigantische Whiskey-Karte hat. Wer sich eher im Nobel-Milieu bewegen möchte, der trinke einen Kaffee beispielsweise im Breidenbach Hof und nutze die Gelegenheit, so viele blondierte und ondulierte Chanel-Jackenträgerinnen mit Birkin-Bag auf einen Haufen zu sehen, wie sonst nirgends. Das Klischee-Düsseldorf existiert wirklich.

6. Die Stadtteile. Wer es bodenständig mag, zieht in den von Studenten und schönen Altbauten geprägten größten Stadtteil  Bilk. Hipster sind in Flingern zu finden. Mondän (nicht nur an den Mietpreisen erkennbar) wird es in Oberkassel. Ländlich in Hamm. Zugeparkt in Unterbilk und Pempelfort. International in Oberbilk. Das Praktische aber: Egal, in welchem Stadtteil man lebt: Das Zentrum Düsseldorfs ist mit dem Fahrrad in maximal 20 Minuten zu erreichen. Allerdings ist das Radeln in Düsseldorf nicht gerade angenehm: In Sachen Radwege muss noch einiges getan werden. Hochkonzentriert und mit ständigem Blick auf Straßenbahnschienenverläufe kann man die Touren aber überleben…

So schön. In echt jetzt. Foto: cku

So schön. In echt jetzt. Foto: cku

7. Die Kunst. Die Kunstsammlung mit ihren drei Standorten am Grabbeplatz, im Ständehaus und im Schmelz-Haus. Kunst im Tunnel am Mannesmannufer, oft tolle Foto-Ausstellung im NRW-Forum im Ehrenhof – wer auch nur ansatzweise gerne auf wilde Bilder oder skurrile Skulpturen guckt, der kommt in der Immendorff-Stadt auf seine Kosten. Ein Besuch lohnt sich nicht nur an Regentagen. Auch unter Kunst zu verstehen: Häuser gucken! Nicht nur die spektakulären Gehry-Bauten im Medienhafen sind hausgewordene Sehenswürdigkeiten, sondern auch das Dreischeibenhaus am Schauspielhaus (übrigens auch sehr hübsch), den neuen Kö-Bogen, Stadttor und GAP 15 muss man gesehen haben.

8. Das große Helau. Man liebt ihn oder man hasst ihn. Aber Karneval gehört dazu und ist die lustigste Jahreszeit in Düsseldorf. Ja, Jahreszeit. Gefeiert wird beim Straßenkarneval, zum Beispiel beim Tuntenlauf auf der Kö, bei dem als Frauen verkleidete Männer in Stöckelschuhen ihre Sprinterqualitäten beweisen. Ist immer ein Riesenspaß und immer am Karnevalssamstag. Eignet sich hervorragend zum Warmschunkeln, um danach in den Kneipen weiterzufeiern. Echte Düsseldorfer freuen sich Karneval auf „Porno Al Forno“. Die Coverband steht am Karnevalssonntag immer im Schlösser auf der Ratinger Straße auf der Bühne und sorgt in meist hochalbernen Kostümen (die die Musiker das ganze Jahr über bei ihren Auftritten tragen) für Top-Stimmung. Was man wissen muss: Der Schlachtruf der Truppe ist ein dreifaches „Angenehm!“, das das Publikum dann mitbrüllt.

9. Diese Spezialitäten. Wer nach Düsseldorf reist, sollte als Souvenir unbedingt ein Fässchen Senf (sprich: Sempf) mit nach Hause nehmen. Zum Beispiel vom Carlsplatz (siehe oben). Ob Löwensenf oder ABB-Senf, der eher süßlich schmeckt: lecker! Passt zu Käse, Pommer oder vermutlich bei Fleischessenden auch zu Bratwurst. Je nach Geschmack dazu ein Fläschchen Altbier (zum Beispiel das eher mild schmeckende aus dem Füchschen) oder den Kräuterlikör Killepitsch.

Wenn's dann doch in die Ferne treibt: Der Flughafen ist nah. Foto: cku

Wenn’s dann doch in die Ferne treibt: Der Flughafen ist nah. Foto: cku

10. Der Flughafen. Was für eine Lage! Der Flughafen wurde ganz nah an der Stadt gebaut – und ist dadurch perfekt zu erreichen. Mit S-Bahn oder Auto ist man innerhalb von zehn Minuten da, viel schneller als etwa in Hamburg oder München. Das ist besonders für Reisesüchtige wichtig: Wenn man weg will, geht das ganz flott. Zwar international, aber übersichtlich: Der Flughafen ist irgendwie gemütlich – wenn auch dieser extrem glänzende Steinboden ein wenig irritiert, weil er fürchterlich rutschig aussieht.