Mein Bett ist eine Insel

 

 Die Sache mit dem neuen Haus und der dort installierten karibiktauglichen Fenstersicherung in Form von Kabelbindern und Baumarktketten funktioniert ganz großartig. Allerdings hatten die Architekten nicht nur bei den Fenstern tolle Gestaltungsideen. Auch die Türen zur riesigen Terrasse in der ersten Etage sind ungemein kreativ angebracht. Selbstverständlich gehen auch sie nach außen auf, lassen sich aber auch nur von außen abschließen, nicht jedoch von innen, was allerdings ohnehin egal ist, da es keine passenden Schlüssel dafür gibt. Zudem  lassen sie sich von außen flott mit einer Nagelfeile öffnen, falls man sich mal ausgesperrt hat. Oder falls Einbrecher kurz schauen wollen, was sich hinter den Türen verbirgt. Das geht ratz-ratz, schon steht man vor meinem Eisenbett. Entweder ich selbst nach dem Aussperren oder aber der interessierte Einbrecher als solcher.

Noch praktischer allerdings ist die Tatsache, dass die Türen mit einem ordentlichen Abstand zum Boden installiert wurden. Positiv gesehen: Es pfeift Wind durch den zentimeterhohen Spalt zwischen Tür und Fliesen. Das sorgt für gute Lüftung in stickigen Nächten.

Noch positiver betrachtet: Es sorgt für einen sauberen Boden. Bei nächtlichem Regen nämlich – und meist regnet es hier nachts und dann gerne mal in rauen Mengen – fließt selbiger durch den großzügigen Bodenschlitz ins Zimmer. „Fließt“ ist auch wirklich das richtige Wort. Die Terrasse hat ein Gefälle zur Tür hin, nicht zu den Abflusslöchern auf der anderen Seite.

In der gestrigen Nacht krachte ein Unwetter über der Insel hinunter, es blitzte, knallte, schüttete. Ich dachte mir nichts dabei. Bis ich am nächsten Morgen die eigentlich weißen Bodenfliesen sah, durchzogen von tiefdunklen Stellen. Durch die Fugen eingesickerte Feuchtigkeit hatte ihre Spuren hinterlassen.

„Komisch“, dachte ich und tappte aus dem Bett, meiner bis dato nicht bekannten Insel, barfuß in eine zentimeterhohe Wasserlache. Der Regen von draußen war zu mir gekommen, hatte sich still und leise ausgebreitet und sorgte nun dafür, dass ich um sechs Uhr morgens mit einem Kehrblech Wasser schippte und dann den Wischmopp schwang. Man muss das wirklich positiv sehen: Der Boden ist jetzt richtig sauber. Und ausgerechnet an jenem Tag standen weder Laptop noch Kamera dort, wo sie immer stehen: auf dem Boden. Alles gut also.

Der Vermieter war angesichts der per Mail verkündeten Überflutung überrascht: „Oh. Was it a problem?“ Ach was. „I am a diver. No  problem at all!“