Bali will mir Beinchen stellen

Von Beginn an gibt sich Bali mit kreativen Versuchen große Mühe, mir bei jeder erdenklichen Gelegenheit ein Beinchen stellen zu wollen. Mit Erfolg. Gestern Abend jedoch schaffte ich es aufgrund geschickten Ausbalancierens und Nachhintenwerfens immerhin, einem beidseitigen Oberschenkelhals- oder letalen Genickbruch zu entgehen. Das Gewicht auf dem gesunden rechten Knöchel platziert, stand ich im Bett, um am Dach des Mückennetzes diverse Stechviecher totzuklatschen, den linken, geschwollenen Knöcheln kaum belastend. Dabei verschwamm allerdings auch in Anbetracht der schwachen Beleuchtung die Grenze zwischen Fliegengitter und Bettlaken und somit dem Ende der Matratze (ich nehme an, ganz Bali rückte einfach ein bisschen zur Seite).

Voller Mordlust erlegte ich Mücken im Dutzend und machte eine ganze Bande aus, auf die ich schwungvoll einen Schritt zutrat (mit links), um den blaugrünen Knöchel im Nichts zwischen Bett und Mückennetz untergehen zu sehen. Freier Fall in Richtung Bruch. Reaktionsschnell warf ich das rechte Bein hinterher, weil ich offenbar glaubte, es sei schlauer, den gesunden Knöchel zuerst Richtung Steinboden brettern zu lassen, um ihn damit zwar unausweichlich ebenfalls zu beschädigen, aber dann wenigstens dem erwartbaren Schmerz im linken Knöchel zu entkommen, und mich in derselben Bewegung nach hinten. Die Mücken stoben davon, als ich rückwärtig auf der Matratze landete, die Beine dem schmerzbringenden Steinboden entreißend. Am Tag davor zog es mich ebenfalls Richtung Fliesen, als ich auf ein Tischchen kletterte, um eine Hakenleiste in die Wand zu nageln. Beim Aufstieg kippelte der Leiterersatz bedrohlich nach hinten und ich mit ihm, den Hammer in der Hand auf Stirnhöhe. Es wären ein paar angeknackste Wirbel geworden, glaube ich, gepaart mit einer unschönen Wunde im Gesicht, hätte Bali dieses Duell gewonnen.

Falls der Verdacht aufkommt, ich sei besonders trottelig, so weise ich das von mir. Es liegt allein an dieser Insel, die mich seit drei Monaten zu Fall bringen will und das bereits vier Mal geschafft hat:

1. Bei Regen ausgerutscht und auf dem Hinterkopf gelandet
2. Mit einem Stuhl umgefallen und mit Oberkopf gegen eine Wand und mit dem Hinterkopf auf den Boden gekracht
3. Auf einem Boot der Länge nach hingeschlagen und das Steißbein geprellt
4. Von einer Steinplatte gerutscht und ein Außenband geschrottet

Im Schnitt heißt das: Auf meinem doch recht überschaubaren aktuellen Lebensraum von etwa 70 Meter Länge passiert mir alle drei Wochen ein Unfall – und das sind nur die Episoden, die wehtaten. Alle anderen zähle ich nicht. Diese Insel wirft mir also den Fehdehandschuh zu. Ich würde ihn gerne nehmen und zurückschleudern: „Pah, Bali, Du willst Krieg? Kannste haben!“ Aber dabei würde ich mir garantiert die Schulter auskugeln.