Bääämm! Mit Dante in den Cenoten tauchen

Abtauchen und Staunen: Cenoten-Wunderland. Foto: cku

Abtauchen und Staunen: Cenoten-Wunderland. Foto: cku

Dante studiert Archäologie und mag alte Steine. Das ist schön, denn wenn Dante von alten Steinen redet, dann ist das so, als erzähle ich von Welpen: Begeistert, mit diesem glückseligen Grinsen im Gesicht. Man möchte dann mehr wissen über alte Steine, obwohl einen alte Steine bislang gar nicht interessiert haben. Mit Dante kenne ich den zweiten Archäologen, der derart begeistert ist von seinem Fach, dass man selbst auch angetan ist, nur weil dieser eine Mensch das Ganze so gut verpackt rüberbringt. Vielleicht ist das ein Archäologending. Ich glaube aber eher, das ist so eine Begeisterungsfähigkeitssache. Und ich mag Menschen, die in dem aufgehen, was sie machen. Selbst wenn es sich dabei um alte Steine handelt.

Dante ist in seiner Archäologen-Funktion praktischerweise auf die Cenoten spezialisiert; das heißt, er erforscht vor allem die Unterwasserhöhlen Yucatáns. Und noch praktischer: Er war der Guide, der mir in den Cenoten voraustauchte. Dante kennt nicht nur jeden Stein unter Wasser, sondern kann auch noch was dazu erzählen. Und ganz ehrlich: Ich habe wirklich gerne zugehört, auch wenn ich nicht alles verstanden habe.

Immer schön an der Leine bleiben – es sind schon diverse Menschen nicht mehr aufgetaucht... Foto: cku

Immer schön an der Leine (und hinter Dante) bleiben – es sind schon diverse Menschen nicht mehr aufgetaucht… Foto: cku

Tauchen in den Cenoten ist etwas ganz Besonderes. Es sind Höhlen, die unterschiedlichst ausgebildet sind. Es gibt Cenoten, in denen taucht man hunderte Meter im Stockdunklen. Dann gibt es welche, die viele Öffnungen nach oben haben, so dass sich großartige Lichtspiele ergeben. Es ist ein wahres Wunderland unter Wasser. Das Schöne: Als Taucher glaubt man irgendwann, schon alles gesehen zu haben: Wracks, Dunkelheit, bunte Fische, Strömung – kenne ich. Bei den Cenoten rechnet man mit einem netten Tauchgang, halt ein bisschen mit Höhle, was soll das schon groß sein.

Und dann: Bääämm! Da hat es einen wieder kalt erwischt, dieses Tauchen. Das Glück direkt aus dem Herzen gezogen und als Grinsen ins Gesicht gesetzt. Ich habe lange nicht mehr so gestrahlt nach dem Tauchen wie nach dem ersten Cenotentauchgang. Es ist eine so surreale aber dennoch so echte, ursprüngliche Welt da unten – phänomenal. Streckenweise taucht man ins Schwarz hinein, man hat nichts als Steinformationen um sich herum. Die Orientierung ist sofort hinüber. Dass viele Taucher nicht mehr herausgefunden haben – nachvollziehbar. Es ist viel anspruchsvoller, als ich mir das Ganze vorgestellt hatte.

So verschwommen ist es an den Stellen, an denen Salz- und Süßwasser aufeinandertreffen. Sicht wie mit der falschen Brille... Foto: cku

So verschwommen ist es an den Stellen, an denen Salz- und Süßwasser aufeinandertreffen. Sicht wie mit der falschen Brille… Foto: cku

Dort, wo Salz- auf Süßwasser trifft, bildet sich aufgrund der unterschiedlichen Dichte eine sogenannte Halocline. Alle wird verschwommen, es ist, als habe man eine Brille mit der falschen Sehstärke auf der Nase. Wenn man hinter jemandem hertaucht, verwirbelt er das Wasser – der Verschwommeneffekt tritt ein. Verschiebt man sich selbst dann etwas nach links oder rechts, sieht man wieder klarer. Das Ganze kann mehrere hundert Meter andauern, manchmal sind es aber auch nur ein paar Meter. Dann wieder gibt es Stellen, an denen es schient, also wolle sie Sonne zeigen, dass es an der Oberfläche doch auch ganz schön ist und lockende Lichtstrahlen nach unten schickt, die es mit der Lasershow jedes Popkonzerts aufnehmen können.

Wie schön ist das denn bitte! Foto: cku

Wie schön ist das denn bitte! Foto: cku

Ich kann nicht anders, als komplett begeistert zu sein. Wegen der Schönheit unter Wasser, der ungewohnten Bedingungen und weil das, was ich in den Cenoten erlebt habe, alles übertroffen hat, was ich erwartet hatte. So toll. So außergewöhnlich. So gefährlich und dennoch so einladend.

Und ein bisschen auch wegen Dante Begeisterung, die extrem ansteckend war. Er sagte, man fühle die Stimmung unter Wasser. Und er hatte Recht. Recht hatte er übrigens auch mit der Voraussage, dass wir bei unserem Roadtrip von der Polizei angehalten werden würden. „Wenn Ihr nach Merida fahrt, werden die Euch stoppen. Das ist sicher. Nur, weil die gelangweilt sind. Und vor allem, weil Ihr zwei hübsche Mädels seid. Die wollen die sich näher angucken.“

Wir lachten, weil wir das nicht glaubten. Und lachten dann zwei Tage später richtig, als die Polizisten vor Merida alle Autos durchwinkten. In unseres schaute einer und hob sofort die Hand. Pässe ließ er sich zeigen, plauderte ein bisschen und bestaunte mit seinem Kollegen, der auch mal schnell zu Auto marschierte, die beiden blonden Frauen, die da unterwegs waren.

Der Dante wieder. Wusste der vorher. Cleverer Typ.

Fotos von zwei Tauchgängen gibt es hier. Es kommen aber noch mehr, versprochen.