Auf des Todes Motorhaube

Ein leichtsinniger balinesischer Mopedfahrer ist gerade noch einmal dem Tod von der Motorhaube gesprungen. Das ist jetzt sehr verfälscht dargestellt; ich fand aber, es klingt gut.

Die korrekte Version ist: Ein mit vier Tauchern und einem Fahrer vollbesetztes Auto ist unterwegs von einem wunderbaren Tauchausflug, drei Stunden von der eigentlichen Basis entfernt, zurück zur selbigen. Ein Mitfahrer schläft, alle anderen träumen so vor sich hin, als der Fahrer hupt und überholen will. Das ist nichts Besonderes, den Überholvorgang (und eigentlich alle Aktionen im Straßenverkehr) leitet der ordentliche balinesische Autofahrer immer  mit einem warnenden Hupen ein. Das Tauchauto ist bereits auf der rechten Spur (Linksverkehr!), da überlegt sich der zu Überholende offenbar spontan, auch zu überholen, und zwar ein vor ihm fahrendes Moped. Nun hupt der Tauchautofahrer noch mal, tritt auf die Bremse, aber es ist zu spät. Alles Nachfolgende erlebe ich wie in Zeitlupe – zumindest, bis ich die Augen zumache und mich quasi in Flugzeugabstürz-Haltung am Fahrersitz, hinter dem ich Platz genommen hatte, festhalte. Der Mopedfahrer kracht mit dem Rücken auf unsere Motorhaube (ab dort schließe ich die Augen), dann, so berichteten mir es die mutigeren Zugucker nachher, kracht er mit dem Hinterkopf auf selbige (natürlich kein Helm, obwohl er Pflicht ist) und verschwindet dann aus dem Blickfeld, da er die Motorhaube gen Boden stürzend verlässt. 

Ich vermute, der Mann ist tot. Und bleibe sitzen, weil ich das Ganze nicht sehen will. Ein Spitzen-Ersthelfer bin ich, wirklich großartig. Immerhin steigt der Fahrer nach ein paar Schrecksekunden aus, und da ist auch schon das halbe Dorf ums Auto versammelt und hilft dem verunglückten Mopedfahrer auf. Der sieht sehr verdattert aber recht unbeschädigt aus. Der Roller ist hinüber, unser Auto hat eine Riesendelle auf der Motorhaube, und die Frontschürze ist kaputt.

Wirklich spooky ist aber, wer das ganze Drumrum organisiert. Ein Einheimischer, bekleidet mit einem Sarong, in dessen Bund er lässig ein Handy gesteckt hat, schiebt Menschen hin und her und gestikuliert wild. Auf seinem Rücken ist ein großes Tattoo. Es zeigt den Tod: Totenschädel in Kapuzenmantel im Nacken, über die Schulterblätter erstrecken sich die greifenden Krallen.

Dieses Mal hat er daneben gegriffen.