Nach sechs Stunden im Pool, in denen ich mir die Knie aufschürfte, weil der Boden so rau ist, sollte noch mal jemand behaupten, dass ich ein leichtes Leben habe. Sonne, Meer, Wärme, Paradies? Ich zerstöre die Postkartenillusion nur ungern, doch es sind eher Blaue Flecken, Schlafmangel und Schweißflecken. Und ich bereue zudem, keinen Neoprenanzug getragen zu haben: Die Ohne-Anzug-Bräune hat zugeschlagen und mir helle Beinenden beschert. Dort, wo die Tauchbooties sechs Stunden lang jeden Sonnenstrahl abhielten, ist es nun deutlich ungebräunter als am Rest der Beine.
Da noch eine weitere Poolsession aussteht, dürfte der Kontrast noch größer werden.
Ansonsten komme ich mal wieder zu nix, genieße das aber ziemlich. Das Power Stearing Fluid füllte ich nach, die Servolenkung quietscht nicht mehr. Zum Einkaufen schaffe ich es hingegen nicht, da recht abgelegen wohnend und schwer beschäftigt, und freute mich, dass das netterweise eine hier lebende Person für mich übernahm. Mit Lieferservice. Einkaufen ist ohnehin so eine Sache hier. Da alles aus Venezuela oder von sonstwo eingeflogen wird, ist es entsprechend teuer. Unter 75 Euro kommt man selten aus dem Supermarkt raus. Wattepads zum Beispiel kosten zwei Euro, ein Kopf Salat kostet gerne mal drei.
Heute werden übrigens Rotfeuerfische gejagt. Die sind hier eine Plage und zum Harpunenabschuss freigegeben; zwar tut man damit dem Riff wirklich etwas Gutes, aber die Vorstellung, ein lebendes Wesen mit einem Metalldings zu durchbohren, macht mir Übelkeit. Ich werde also souverän zeigen, wo Feuerfische zu finden sind, wissend gucken und dann nichts tun, außer töten zu lassen.
Und noch mal zurück zum Leben-im-Paradies-Missverständnis von oben: Es ist schon ziemlich gut, was ich gerade mache. Echt jetzt. „Isn’t Life Grand“ las ich neulich auf dem Knöchel der Mitbewohnerin. „Ist es“, kann ich antworten; sogar ohne das von irgendwelchen Körperteilen abzulesen.