Der Killer im Security-Häuschen

Man fühlt sich wahrlich gut aufgehoben, wenn man des frühen Abends nach Hause kommt und hupt, damit die Security ein Seitentor öffnet, durch das man fahren will. Nichts passiert, also aussteigen und Richtung Security-Häuschen laufen. Ich sehe Beine herausragen; Beine, die auf dem Boden liegen. Regungslos. Es ist dunkel, es ist spät, es ist einsam. Und es ist Bali, daher wundere ich mich nicht über regungslose Beine. „Vielleicht wurde er erschossen“, blitzt es kurz auf, ich verwerfe diesen Gedanken aber sofort wieder. Denn: Hey, es ist BALI! Dennoch gäbe der Security-Mann einen guten Krimi-Komparsen ab: In voller Uniform, samt einer Art Pistolenhalfter, liegt er darnieder. Aus dem Häuschen staken nur die Beine raus, bis zur Hüfte mit dem Halfter. Das ideale Horrorfilmsetting, bei dem der Killer, der ihn mit Pistole mit Schalldämpfer erschossen hat, noch im Holzhäuschen auf dem Boden kauert und nur darauf wartet, dass ich hineinschaue, um dann auch mir mit lässig-kalter Geste das Leben aus dem Kopf zu pusten. Quentin Tarantino wäre der ideale Mann für die Regie.

Aber da Herr Tarantino aktuell vermutlich in Amerika weilt, muss ich ran. Ich stelle mich vor den Securitymann, der die Hände über der Brust gefaltet hat. Perfekt inszeniert, das Ganze. Also räuspere ich mich. Nichts passiert. Ich rede mit ihm. Er regt sich nicht. Ich rufe ihm etwas zu. Dabei bin ich wirklich laut, ich stehe ja genau davor und schreie eher statt zu rufen. Keine Reaktion. „Vielleicht doch tot?“, fragte ich mich kurz und trete dann mit meinen Flipflops gegen seine Stahlkappenschuhe. Ich trete, ich stupse nicht. Er schreckt hoch, starrt mich völlig verschlafen an und sieht vermutlich gerade in mir den Killer mit der schallgedämpften Waffe, der im Film im Holzhäuschen gehockt hätte. In seinen Augen blitzt blanke Panik auf. Ich bin aber auch echt fies, die Sicherheitsleute, die Angst im Dunkeln haben, nicht einfach schlafen zu lassen, wenn sie arbeiten.