Herz verloren, Keks verschenkt

Ich komme zu nix gerade. Mails beantworten, What’s App schreiben – rauscht alles genauso an mir vorbei wie die Zeit. Ob ich gestern tauchen war oder nicht, ob vor einer Woche gelandet oder vor fünf: keine Ahnung. Das Gehirn ist, jedenfalls in Sachen Zeitgefühl, butterweich geschmolzen. Immerhin erinnere mich aber an das, was ich unter Wasser sah. Wenngleich ich nicht so genau sagen kann, wann das geschah. Schreiben klappt derzeit übrigens auch nur suboptimal, möge mir der geneigte Blogleser die qualitativen Abstriche nachsehen.

Ein gutes Versteck ist alles: Eingebuddelter Krebs im Sand. Foto: cku

Ein gutes Versteck ist alles: Eingebuddelter Krebs im Sand. Foto: cku

Also: Man betauchte Secret Bay, bekannt fürs Muck Diving. Heißt: Das, was man sehen kann, ist winzig oder selten, meist aber beides zusammen. Wenn man es denn überhaupt sieht. In diesem Fall verloren wir zwar unter Wasser die Orientierung,  was selbst wildes Kompassdrehen meinerseits nicht beheben konnte, zumal ich den Kompass ein wenig zu nah an den magnetischen Aufsatz meiner Kamera hielt, wie ich später bemerkte. Aber wir verloren immerhin nicht den Blick fürs Wesentliche: Seeschlange (eine der gefährlichsten, wie sich im Nachhinein herausstellte), Geisterfetzenfisch, Anglerfisch, Sepia en masse und viel anderes Klein-Klein. Zwei Tauchgänge, die zusammen 206 Minuten auf den Computer zauberten, endeten mit beseeltem Grinsen, trotz eisiger Temperaturen: 25 Grad! Kopfhaube! Sieben-Millimeter-Anzug! Die letzten zwei Tage waren übrigens trockene, man merkt es meiner Laune an. Ich brauche Stickstoff-Endorphine!

Man reiche mir einen Welpen und schalte damit den Verstand aus. Foto: cku

Man reiche mir einen Welpen und schalte damit den Verstand aus. Herz verloren, Keks verschenkt. Foto: cku

Ach ja: Ein bisschen verliebt habe ich mich auch noch. In den Welpen, der während der Oberflächenpause unsere Kokoskekse fraß, obwohl ich erst behauptete, man dürfe das Tier keinesfalls füttern oder anfassen, damit man es nicht so an die Menschen gewöhnt.

Meine Standfestigkeit zerbröselte mit jedem Bissen analog zum Kokosplätzchen. Okay, ein bisschen Futter geht. Wenn man es hinwirft, bloß nicht aus der Hand. Und ich möchte betonen, dass nicht ich es war, die mit der Fütterei anfing. Doch wenn das wirklich dünne und wirklich süße Hundchen nun ohnehin schon auf den Kokoskeksgeschmack  gekommen war… ganz ehrlich: Was sollte ich da machen? Aber anfassen – nee, auf gar keinen Fall. Echt jetzt nicht. Der selbst objektiv betrachtet äußerst anbetungswürdige Welpe wird übrigens besonders gerne zwischen den Augen gestreichelt.